Emilio der Amigurumi-Igel

Der Herbst steht auf der Leiter und malt die Blätter an.
Es mag total verrückt klingen, aber der Herbst ist für uns die schönste Jahreszeit. Wir lieben die dramatische Schönheit der letzten Feuerwerke der Natur vor dem Winterschlaf. Wenn der Himmel kristallblau ist, die Bäume Feuertöne annehmen und die frische Luft die Nasen kitzelt, dann ist es der optimale Zeitpunkt, die Ärmel hoch zu krempeln und los zu legen.

 

Unser Herbst war besonders Ereignisreich. Abgesehen davon, dass unsere Kinder 2 Mal krank waren und im Einklang mit der GDL einen Streik aufgerufen haben und infolgedessen nicht geschlafen werden sollte, war’s gaanz schön. Die Mama hat ihre Master-Urkunde an der Uni abgeholt und endlich den ersehnten Branchenwechsel gewagt. Und es macht sogar Spaß. Auch ganze Nächte wach zu bleiben und tagsüber Stundenlang die bis jetzt alternativen und unbekannten Anschlussmöglichkeiten des gesamten Berliner Liniennetzes zu entdecken, war nicht weniger spannend.

Wir haben schon Plätzchen gebacken, Laternen gebastelt, wir haben in Opaundomas Garten Nüsse gesammelt und kistenweise Äpfel gepflückt, diese in eine Mosterei gebracht, und daraus Saft gemacht. Es wurden bunte Blätter gesammelt, und daraus schicke Sachen gebastelt, es wurden kleine Eicheln, und natürlich Kastanien, und Kastanien und noch mehr Kastanien gesammelt und mit nach Hause genommen. Daraus wird im Winter ein ganzes Heer von Kastanien-Figuren entstehen. Eine neue Entdeckung dieses Herbstes ist, dass das bunte Laub auf dem Boden nicht komplett weggeschafft werden sollte. Oder besser: Man sollte im Garten schon das Laub wegharken und z.B. kompostieren, vor allem die Rasenfläche sollte komplett Laubfrei sein. Aber man sollte schon ein paar Laubhaufen liegen lassen. Im Winter können dort kleine Familien wohnen. So ein Laubhaufen ist zum Beispiel die Ideale Winter-Residenz für eine Igelfamilie. Diese kleinen Tiere sind nicht nur super niedlich sondern auch sehr hilfreich, weil sie Schnecken fressen für Ordnung sorgen aber die schönen Kastanien liegen lassen.

Unser Amigurumi-Igel wohnt aber nicht in solch einem Laubhaufen, sondern bei uns im Kinderzimmer. Ich hatte eine sehr schöne naturgefärbte Öko-Schurwolle und ein Restknäulchen von Plüschwolle aus Acryl. Ich gebe zu, ich fand es ein bisschen Schade, diese zwei Materialien zu kombinieren. Aber daraus ist es etwas Putziges entstanden: Emilio der Amigurumi-Igel. Vielleicht liegt es an den schwarzen Augen, oder an den dunklen Locken, aber der muss Italiener sein, denn unsere Tochter meinte, er soll Emilio heißen. Wir fanden, es passt zu ihm. Diese Anleitung steht hier für Euch wie immer kostenlos zur Verfügung. Ich freue mich auf Kommentare und Ratschläge.

Legende

M = Masche
FM = Feste Masche
DFM = Doppelte feste Masche
BLO = Back loop only (eine feste Masche wird in den Hinterteil der Masche gehäkelt, dies ergibt eine Kante)
AB = Zwei Maschen mit einer festen Masche Zusammen abmaschen (Abnahme)
KM = Kettmasche bzw. Schließmasche. Damit wird jede Runde abgeschlossen.
LF = Luftmasche, damit wird jede neue Runde angefanden.

Bauch

Der Bauch vom Amigurumi-Igel ist eine Scheibe aus festen Maschen. Ein Hinweis: Du kannst Deinen Igel größer oder kleiner häkeln, aber achte bitte darauf, dass Bauch und Rücken die gleiche Anzahl von Endmaschen haben sollen, damit sie dann miteinander verbunden werden können. Anders als in der Amigurumi-Technik, wird der Bauch in geschlossenen Runden gehäkelt. Am Ende jeder Runde werden die letzte und die erste Masche mit einer Schließmasche miteinander verbunden. Dann wird eine Luftmasche gehäkelt und somit eine neue Runde angefangen. Das ist eigentlich nichts Besonderes, denn diese ist die traditionelle, europäische Häkeltechnik. Ich schreibe das nur, weil es bei Amigurumis eher in runden Spiralen gehäkelt wird.

1.  6 = Zauberring mit 6 M, KM,

2.       12 = 1 LM, 1 DFM in jede M, KM
3.       18 = 1 LM, 1 DFM in jede 2. M, KM
4.       24 = 1 LM, 1 DFM in jede 3. M, KM
5.       30 = 1 LM, 1 DFM in jede 4. M, KM
6.       36 = 1 LM, 1 DFM in jede 5. M, KM, Faden Abschneiden

Rücken

1.       6 = Zauberring mit 6 M
2.       12 = 1 DFM in jede M
3.       18 = 1 DFM in jede 2.  M
4.       24 =1 DFM in jede 3. M
5.       30 = 1 DFM in jede 4. M
6.       36 =1 DFM in jede 5. M
7.       36 =1 FM in jede M
8.       36 =1 FM in jede M
9.       36 =1 FM in jede M
10.   36 =1 FM in jede M
11.   36 =1 FM in jede M
12.   36 =1 FM in jede M

Igel-Nase

Die Igel-Nase war eine kleine Herausforderung. Klein, spitz und auch noch krumm. Ich habe sie bestimmt neun Mal neu angefangen und wieder kaputt gemacht, bis ich sie exakt so hingekriegt habe, so wie ich sie wollte. Am Ende hat mein Ego über mein Frust gewonnen. Es freut mich sehr, dass die Nase jetzt so niedlich geworden ist und dass Euch dieses mühsame Experimentieren ersparen bleibt. Die Reihe 5 ist besonders wichtig, dort entsteht die Krümmung. Hier die kleine, krumme, spitze Amigurumi-Igel-Nase:

1.       5 = Zauberring mit 5 M
2.       5 = 1 FM in jede M
3.       7 = 1 DFM in jede 2.  M
4.       7 = 1 FM in jede M
5.       10 = 3x 1 DFM in jede M (=6 M). Dann 4x 1 FM in jede M
6.       15 = 1 DFM in jede 2. M
7.       20 = 1 DFM in jede 3. M
8.       25 = 1 DFM in jede 4 M

Nun hast Du den Bauch, den Rücken und die Nase deines Amigurumi-Igels. Diese

kannst Du mit einem Wollfaden zusammen verbinden, Du kannst die Augen anbringen oder besticken und die Nase mit einem braunen Baumwollfaden sticken. Ja, ich weiß, jetzt sieht er aus wie ein Armadillo. Aber das schöne kommt noch: Der Rücken aus Schlingmaschen.

Igel-Rücken aus Schlingmaschen.
Im ersten Versuch hatte ich den Rücken gleich mit der plüschigen Wolle gehäkelt. Das ging schnell, aber der Igel war mir viel zu ordentlich, oder zu wenig stachelig… daher habe ich erst eine Struktur aus Wolle gehäkelt und diese dann als Unterlage für die vielen Schlingmaschen genutzt. Schlingmaschen gehen so ähnlich wie feste Maschen. Der Faden wird geholt, etwas langgezogen und dann wie gewöhnt abgemascht. Was bleibt, ist eine Schlinge. Aus Schlingmaschen kann man, wenn man eine Bärengeduld hat, ganze Teppiche häkeln. Ich häkle nur Igelrücken daraus…

 

 

 

 

 

 

 

 

Du kannst selbst entscheiden, wie viele Schlingmaschen dein Igel braucht. Ein Tipp: Mach das nicht zu ordentlich, also nicht in Reihen, sondern etwas schräg, damit Du ein ungleichmäßiges Schlingenmuster hast. Viel Spaß damit und lass mich wissen, wie dein Amigurumi-Igel wird 🙂 Ich musste gleich einen zweiten häkeln, der heißt Livio und zieht aber bald um…